Die Ergebnisse der großen Trageumfrage 2023
In Deutschland, Österreich und der Schweiz fand heuer von Mai bis August eine große Trageumfrage statt. Die Initiative, die in dieser Form bereits zum zweiten Mal durchgeführt wurde, geht auf ein Expert*innen-Team bestehend aus Stefan Eipeltauer und Barbara Brischar (FOKUS KIND Medien), Michaela Lehner (Die Trageschule® Österreich und Schweiz) sowie Nicola Schmidt (artgerecht-projekt) zurück. Ziel der Umfrage war es von Familien, die bereits Kinder haben, als auch von Erstgebärenden und ihren Partner*innen zu erfahren, wie sich ihr Trageverhalten im Alltag gestaltet und welche Zusammenhänge zwischen Tragen und Bindung bestehen. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse für euch im Überblick.
Tragen stärkt die Eltern-Kind-Beziehung
Für etwa die Hälfte aller Umfrageteilnehmer*innen ist Bindung das Hauptmotiv dafür, ihre Kinder zu tragen (52,6%). Generell geben Eltern an, Bindung mehrheitlich über das Tragen mit Tragehilfen (95,5%) und das Stillen (91,2%) herzustellen. Weitere Argumente für das Tragen, die von Eltern angegeben werden, sind: Flexibilität (54 %), das schnelle Beruhigen des Kindes (86,7%) und die Einschlafbegleitung/das schnelle Einschlafen (83,7%). Es sind interessanterweise dreiviertel der Mütter, die ihr Kind mehrheitlich tragen, ein Viertel beschreibt das Trageverhältnis innerhalb der Partnerschaft als ausgeglichen. Nicht getragen wird von Müttern, wenn sie unter gesundheitlichen Problemen oder Einschränkungen leiden (z.B. nach einem Kaiserschnitt) oder wenn ihnen die partnerschaftliche Gleichstellung (Stillen, Tragen, Tragen als Stillen der Männer) wichtig ist. Michaela Lehner, Expertin von Die Trageschule ® Österreich und Schweiz erklärt:
„In unserer heurigen Umfrage haben wir festgestellt, dass in etwa 75% der Fälle Frauen (bzw. Personen die sich als Mütter identifizieren) hauptsächlich die Tragearbeit für ihre Kinder leisten, während es bei ca. 20% der Befragten eine ausgeglichenere Aufteilung gibt. Überraschenderweise gaben 20% der Mütter, die hauptsächlich trugen, an, dass ihre Partner sich unwohl fühlten und deshalb nicht trugen. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, in Trageberatungen verstärkt die gesamte Familie und Bezugspersonen einzubeziehen, um sicherzustellen, dass die Tragearbeit nicht allein von den Frauen oder Müttern geleistet wird. Insbesondere weil einige Mütter sich gelegentlich überfordert fühlen.”
Ab wann beginnen Eltern damit, ihr Kind zu tragen? Der Zeitpunkt, der für den Großteil aller Teilnehmer*innen passend erscheint, ist ab der Geburt oder in den ersten zwei Monaten nach der Geburt bis zum 12. – 18. Lebensmonat (47,6%). Eine Tragehilfe oder ein Tragetuch schafft die Hälfte der Befragten bereits in der Schwangerschaft (letztes Trimester) oder kurz nach der Geburt im Wochenbett an. Getragen wird dann so lange, wie Eltern und Kind es wollen – darauf legten sich 81,6% fest.
Unterstützung durch Trageberater*innen
Eltern mit Trageerfahrung haben sich für die entsprechende Beratung bevorzugt an eine markenunabhängige Trageberaterin (86,9%) gewandt. Sie hat ihnen dabei geholfen, eine Tragehilfe zu finden, die zu den individuellen Bedürfnissen der Familie passt. Wichtig ist ihnen dabei eine fundierte Ausbildung bei einer Trageschule (79%). Auch die Hälfte aller an der Umfrage teilnehmenden Erstgebärenden zieht eine Trageberatung in Betracht und möchte diese bei Hebammen (35,5%) oder Trageberater*innen (29,1%) in Anspruch nehmen. Letztere zählen mit 30,9% auch zur bevorzugten Informationsquelle von Eltern. Ebenso relevant sind in diesem Zusammenhang die Anleitungsvideos von Herstellern (30,1%) – Eltern schätzen die leichte Zugänglichkeit der Videos, um sich über die Handhabe einer bestimmten Tragehilfe zu informieren.
Herausforderungen im Tragealltag
Die teilnehmenden Eltern berichten überwiegend, dass sie sich nicht von der Gesellschaft unter Druck gesetzt fühlen, eine Tragehilfe für ihren Nachwuchs zu nutzen (94,8%). Das bedeutet im Umkehrschluss also, dass sich die überwiegende Mehrheit aller Eltern freiwillig und aus Überzeugung dafür entscheidet. Probleme oder Bedenken gibt es bei der Hälfte der Befragten keine. Je ein Viertel berichtet von Unklarheiten bei der Handhabe der Tragehilfe und Sorge vor der Fehlhaltung des Kindes. Die ständige Verfügbarkeit und der permanente Körperkontakt z.B. beim Tragen, Co-Sleeping, Stillen) wird von zwei Drittel als herausfordernd wahrgenommen.
Die Trageumfrage Deutschland Österreich Schweiz 2023
Die Trageumfrage 2023 wurden von den Branchen-Expert*innen Stefan Eipeltauer und Barbara Brischar (FOKUS KIND Medien), Michaela Lehner (Die Trageschule® Österreich und Schweiz) sowie Nicola Schmidt (artgerecht-projekt) ins Leben gerufen. Das Projekt wurde von den Tragehersteller*innen Hoppediz, Fellhof und Ergobaby finanziell unterstützt.
Alle Ergebnisse auf der Website www.trageumfrage.com allen Interessierten kostenlos zum Download zur Verfügung.
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